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FRAGMENTE

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NACHTS

Es ist Nacht. Umhüllt von dem weißen Leinen meiner Bettwäsche sitze ich am Fenster, das großzügig den blassen Schein des Mondes hineinfließen lässt. Zulässt, dass der gesamte Raum durchflutet wird von dem zarten Silber, das sich wie eine sanfte Silhouette um all die Konturen schmiegt, die am Tag so hart wirken. Irgendwie macht die Nacht alles weicher, denke ich. Weicher und leichter und sehr viel erträglicher. Irgendwie gelingt es mir mit ihrer Hilfe immer wieder, für ein paar Stunden so zu tun, als gebe es all diese Probleme nicht. Als besäßen all diese Schwierigkeiten kein Gewicht. Als bestünde die Welt einzig und allein aus weißen, weichen Federn. Überall. 

ST. PAULI

So viel Erkenntnis lag verborgen in diesem Park, in diesen einsamen Nächten, in diesen bunten Straßen. Ruhe, irgendwie. Ich will dich aufsaugen, St. Pauli, deinen Geist in mir behalten, deinen seltsamen Schutz weiter um mich spüren. Du hast mich zu einer Fremden gemacht, und mich dann - irgendwie - zu mir geführt. Subtil. Schleichend. Schmerzlich. Schön.

[...]

Hier ist Magie, jetzt gerade, in diesem Moment. Ich sollte das öfter tun – nachts im Hinterhof sitzen, die Sommerluft genießen und dem Himmel dabei zusehen, wie er sich langsam immer dunkler färbt. Den Geräuschen um mich herum lauschen; der Musik, die aus dem Fenster irgendeines Nachbarn schallt. St. Pauli, was erlebst du? Dieser Moment fühlt sich an wie ein Traum. Wie früher. Wie ich es mir schon lange wünschte. Und ein bisschen auch wie Urlaub.

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UND DIE KIRSCHBLÃœTEN SIND DIAMANTEN AN MEINEM HIMMEL

Die Luft fühlt sich anders an. Warm und leicht. Kirschbäume blühen und strahlen und sind Diamanten an meinem Himmel. Es duftet nach Lavendel und Grillen und Asphalt. Ich spüre, wie sich die warmen Sonnenstrahlen sanft um mich hüllen. Wie der leise Wind unaufdringlich durch meine langen Haare weht. Rieche, wie der Sommer alles leichter macht und schöner und so viel unwichtiger – so schlimm sind die Dinge gar nicht, wenn der Himmel sich langsam rosa färbt und ich nachts im Park den Mond bestaunen kann. Ich stehe noch auf wackligen Beinen; die Wunden der vergangenen Jahre sind noch nicht ganz verheilt - doch auch nicht mehr so tief. Nur noch kleine Kratzer, die man sich eben hin und wieder zuzieht. Beim Spielen, beim Lieben, beim Leben. Neben mir sammelt ein Kind kleine graue Steine, die es für Juwelen hält. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schenkt es mir eine seiner sorgsam aufgelesenen Kostbarkeiten. - Ja, die Dinge werden sich schon fügen. Also einfach hinfühlen, den Sommer fühlen. So wie früher, nur in neu.

JA UND NEIN

ich will mehr
und du brauchst sehr
viel weniger und
du magst es nicht wie ich in bunt
mich stellt das völlig unter strom
du sagst mir immer "babe, das wird schon
mach dir keine sorgen
denk nicht immer nur an morgen
alles wird sich geben mit der zeit
was du fühlst ist keine einsamkeit
du willst bloß alles immer gleich sofort
doch das geht so nicht, an keinem ort"
ich beschließe also dir
zu glauben, und an ein wir
noch eine zeitlang zumindest
und hoffe, dass du mein herz vielleicht noch findest

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ABSCHIEDE UND NEUANFÄNGE

Das hier fühlt sich ungewohnt an und zugleich vertraut. Seltsam fremd, natürlich bekannt. Ich genieße. Meinen Eiskaffee, diesen Innenhof, den Schatten und die wärmenden Strahlen der Sonne. Die leise Musik, die irgendjemand hört und die durch die Fenster zu mir dringt. Diesen freien Tag. Mein neues Parfum, mein neues Buch. Die Gewissheit, dass jetzt etwas Neues kommt. Ein Tag nur noch, und dann: wird es schon irgendwie werden. Die Dinge werden sich fügen, so wie sie es immer tun, wenn man innen aufräumt. Mehr ja und mehr nein und weniger vielleicht, diesmal. Und ganz egal, was ich versuche – Rosa fühlt sich immer richtig an. Am Richtigsten. Hell. Und vertraut. Und eben ich, irgendwie. Manche Dinge ändern sich nie. Und doch ist es eine der schönsten Erfahrungen, neue Wege zu gehen. Neue Perspektiven einzunehmen, die Welt aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Sich selbst neu kennenzulernen, neu zu erfinden, immer wieder. Denn: Leben ist Veränderung. Ungewissheit. Unsicherheit. Und: es trotzdem tun. Einfach so. Weil es sich richtig anfühlt.

DER KÖNIG DER LÖWEN

Wie wir alle dank Simba und Rafiki gelernt haben,

müssen wir uns hin und wieder erinnern.

 

Daran, wer wir waren.

 

Wer wir immer noch sind.

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LONGI TEMPORIS

Phasen - es geht um Phasen. Denn nichts ist für immer. Was wir heute lieben, hassen wir morgen vielleicht. Was sich eben noch richtig anfühlte, kann unsere Nackenhaare schon im nächsten Moment sträuben lassen. Jemand, den wir einst tief liebten, lässt uns eines Tages vielleicht kalt. Doch wir bleiben dabei immer - wir. In all diesen Phasen. Altes und Neues. Manchmal wird Altes zu Neuem. Früher zu Jetzt. Gestern zu heute. Manchmal. Das ist der Lauf der Dinge. Vergänglichkeit. Aber: was bleibt?

DAS NEUE

War das hier das Ende oder war es der Anfang? Eine obligatorische Gelegenheit, um die Dinge neu zu ordnen, ihnen einen neuen Sinn zu geben, das Leben völlig neu zu erschaffen? Mich selbst neu zu denken und all den Schmerz abzustreifen wie eine alte Haut, weil die neue darunter bereits darauf wartete, endlich atmen zu dürfen, sich zu zeigen, die kühle Luft des Herbstanfangs aufzusaugen? Was war das hier? Was war 2020?

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Vielleicht ist ein Schritt zurück

manchmal auch ein Schritt nach vorn. 

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2020

die welt steht still
zwingt mich unausweichlich
zu der frage
was ich in diesem leben
wirklich will

ERWARTUNGEN UND WAHRHEIT(EN)

Und genau das ist das Problem mit den Erwartungen: Sie sind uns nicht dienlich, denn sie sind nichts anderes als Illusionen, die in unseren Köpfen entstehen - mit der "Realität" haben sie nichts zu tun. Auch die "Wahrheit" ist ein merkwürdiges Konstrukt. Die Menschen tun so, als gebe es sie tatsächlich. Doch die Wahrheit ist, es gibt von ihr mindestens so viele wie es Menschen gibt. 

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WIR BEIDE

irgendwie tut es weh

weil der weg, den ich heut geh'

so anders ist als der

von dem wir geträumt haben am meer

wir haben uns versprochen

auch noch in hunderttausend wochen

würden wir uns sicher haben

und einander immer tragen

aber irgendwie ist es passiert

dass man sich dann doch verliert

scheint als war'n wir zu naiv

und der schmerz des lebens doch zu tief

sodass wir alles, was wir träumten

letztlich doch versäumten

trotzdem will ich, dass du weißt

dass du für immer meine beste freundin bleibst

und dass dieses band, das uns verbindet

niemals voll und ganz verschwindet

ich liebe dich für immer

und im herzen bleiben wir gewinner

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WIE DER SOMMER SCHMECKT

fühlt sich an wie frieden

hier mit dir im gras zu liegen

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fühlt sich an wie freiheit

wieder geh'n wir zwei zu weit

​

fühlt sich an wie fernweh

weil ich in dir was echtes seh'

​

fühlt sich an wie fahrtwind

wie hier grad was großes beginnt

​

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WELTSCHMERZ IN FRAGMENTEN

Vielleicht ist das mein Talent, nach dem ich so lange gesucht, das ich mir so lange gewünscht habe: Ich baue Luftschlösser. Darin bin ich großartig.

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Wir tun Dinge, von denen wir wissen, dass sie uns zerstören. Wir tun sie immer wieder. So ist das mit den Menschen. 

 

Eine neue Welt, gezeichnet in verschwommenen Grautönen, wässrig und benebelt. Und das unsichtbare Neon brennt wie Feuer in den Augen. 

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Und da ist eine Mischung aus Schmerz, Enttäuschung, Schuldgefühlen, Wut und: Erleichterung. Die Gewissheit, das Richtige getan zu haben. 

 

Nicht immer loslassen, aber gehen lassen. Und gehen. 

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Und dann: ist da immer diese Erinnerung. Diese schmerzliche Illusion davon, wie es hätte sein können. Aber niemals war. 

IMMER BEIDES

Irgendwie zwischen den Stühlen, hier und da, und dort irgendwie auch. Gleichzeitig. Alles. Nichts. Irgendwo zwischen Erleichterung und Hände über dem Kopf zusammenschlagen, zwischen Aufatmen und Luft anhalten. Zwischen Ja und Nein. Irgendwo dazwischen. Immer dazwischen. Heute und morgen und gestern, wird zu heute, wird zu morgen, wird zu blassem Gelb, zu leuchtendem Rot, wird schwarze Nacht. Es ist immer beides. Freude und Schmerz. Polarität. Formbar und dennoch unveränderlich. Ist es alles zu viel oder zu wenig? Alles verändert sich, und alles bleibt gleich. Fühlt sich zu schön an, um wahr zu sein; zu schmerzlich, um es zuzulassen.

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